IBD

Quälende Schmerzen, ständige Übelkeit und die Ungewissheit, wann das nächste Mal Linderung kommt


 

IBD (Inflammatory Bowel Disease) ist eine chronische, entzündliche Darmerkrankung. Sie betrifft den Magen-Darm-Trakt und kann zu wiederkehrenden Beschwerden wie Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust führen. Die genaue Ursache von IBD ist bis heute nicht vollständig erforscht. Es wird allerdings vermutet, dass eine abnormale Immunreaktion auf körpereigene Darmzellen zu einer Entzündung des Darms führen soll.

Diese Erkrankung ist systemisch, was bedeutet, dass sie den gesamten Körper betrifft und nicht nur einen einzelnen Teil oder ein Organ. Daher kommt es häufig zu chronischen Entzündungen in verschiedenen Abschnitten des Verdauungstraktes. Diese Entzündungen können daher die wichtigen Funktionen der Verdauungsorgane erheblich beeinträchtigen. Dazu wird u. a die Aufnahme von Nährstoffen gehemmt und eine Vielzahl von Symptomen können hierdurch verursacht werden, die weit über den Magen-Darm-Bereich hinausgehen.

Veränderungen im Darmmilieu treten oft im Zusammenhang mit Ernährungsfehlern, psychischen Belastungen (wie Unterforderung oder psychosomatischem Stress), der Einnahme von Medikamenten oder genetischen Faktoren auf. Diese Umstände können unangenehme Konsequenzen haben, wie beispielsweise eine Überwucherung bestimmter krankmachender Bakterien, verklebte Darmschleimhäute, überschüssiges Histamin oder Gasansammlungen. Zudem kann es zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand kommen, auch bekannt als Leaky-Gut-Syndrom. Eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut erhöht das Risiko, dass Schadstoffe in den Blutkreislauf gelangen und dort Schaden anrichten.

 

IBD kann den gesamten Organismus belasten, da die ständige Entzündung und Immunreaktion weitreichende Auswirkungen auf andere Organe und Systeme hat.

Die chronischen Entzündungen beeinträchtigten das Immunsystem und beeinflussen dadurch andere Körperbereiche wie:

 

  • Magen
  • Dünndarm
  • Dickdarm
  • Leber
  • Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
  • Endokrine System
  • Schilddrüsenprobleme, Nebennierenprobleme
  • Lymphsystem
  • Haut

 

Kategorisierung

 

IBD fällt unter den Oberbegriff der chronischen Enteropathien und stellt eine spezifische Form dar, die in der Regel schwerer und komplexer zu behandeln ist.

Dieser unterteilt sich in 5 Bereiche:

 

  • Futter-Responsive Entherophatie (Futterwechsel bringt Besserung)
  • Antibiotika-Responsive Enteropathie (Antibotika bringt Linderung)
  • Probiotika- Responsive Entheropathie (Probiotika bringt Besserung)
  • Steroid-Responsive Enteropathie (Immunsuppresiva bringen Besserung)
  • Nicht-Responsive Entheropatie (Symptomatisch Therapieren)

 

Entstehung


Die Voraussetzungen für IBD werden oft bereits im Welpenalter geschaffen. Studien zeigen, dass ungeeignete Ernährung oder die Gabe von Medikamenten und chemischen Wurmkuren bei jungen Hunden, deren Magen-Darm-Trakt noch empfindlich ist, deren Entwicklung beeinträchtigen können. In vielen Fällen bleibt die Magen-Darm-Wand bzw. die Schleimhäute dünn und durchlässig. Unter diesen Bedingungen können Schadstoffe über den Darm ins Blut gelangen, was zu einer Überlastung des Lymphsystems und zu kleinen Entzündungen im Organismus führt. Obwohl sich das Magen-Darm-System zwischenzeitlich erholen kann, können bereits kleine Belastungen und Fütterungsfehler erneut Entzündungsschübe auslösen.

Der Darm wird oft als das „zweite Gehirn“ des Körpers bezeichnet. Diese Bezeichnung kommt von der engen Verbindung zwischen Darm und Gehirn, die als „Darm-Hirn-Achse“ bekannt ist. Der Darm ist also nicht nur für die Verdauung zuständig, sondern hat auch einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten und die emotionale Verfassung des Hundes. Der Vagusnerv, ein wichtiger Bestandteil des autonomen Nervensystems, spielt eine zentrale Rolle in dieser Kommunikation. Er überträgt Signale zwischen dem Verdauungstrakt und dem Gehirn, was eine wechselseitige Beeinflussung ermöglicht. Zudem produziert der Darm eine Vielzahl von Neurotransmittern, darunter Serotonin, das entscheidend für die Regulierung von Stimmung und Verhalten ist. Interessanterweise wird ein großer Teil des Serotonins im Darm produziert, was die enge Verbindung zwischen Verdauung und emotionalem Wohlbefinden unterstreicht.

Das Mikrobiom des Darms – die große Anzahl von Mikroben, die im Darm leben – beeinflusst ebenfalls das Gehirn. Diese Mikroben senden chemische Signale aus und können Immunreaktionen auslösen, die das Gehirn beeinflussen und umgekehrt. Studien haben gezeigt, dass Veränderungen im Mikrobiom mit psychischen Zuständen wie Angst und Depression in Zusammenhang stehen. Dies zeigt sich häufig in Form von Verhaltensänderungen oder emotionalen Problemen.

Darüber hinaus haben Untersuchungen ergeben, dass ängstliche und gestresste Hunde deutlich häufiger an entzündlichen Darmerkrankungen leiden als ihre gelasseneren Artgenossen. Psychische Faktoren spielen daher auch eine Rolle bei der Entstehung von IBD. Auch genetische Prädispositionen sind von Bedeutung, da bestimmte Hunderassen anfälliger für chronische Enteropathien sind, was auf eine erblich bedingte Anfälligkeit hinweist.

 

Symptome

 

Die Symptome variieren je nach Schweregrad der Erkrankung und zeigen sich bei betroffenen Tieren unterschiedlich. Oft tritt die Krankheit in Schüben auf, das heißt, es gibt Phasen mit deutlichen Symptomen, die sich mit beschwerdefreien Zeiten abwechseln. Mit der Zeit werden die Beschwerden meistens häufiger und kommen in kürzeren Abständen. In manchen Fällen können sich die Symptome auch als Dauerzustand entwickeln. Je nachdem, welcher Teil des Magen-Darm-Trakts betroffen ist, können die Beschwerden entweder einzeln oder auch zusammen auftreten.

Während bei dem einen Hund der wechselnde Kot und Darmgeräusche im Zentrum der Symptomatik steht, zeigen sich bei einem anderen Hund Symptome wie Schmatzen, vermehrtes schlucken, Speicheln, Erbrechen oder auch Gras und Erde fressen. Wiederum zeigen andere Hunde Symptome wie Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.

 

  • Wiederkehrender Durchfall (chronisch), eines der häufigsten Anzeichen. Die Kotkonsistenz wechselt zwischen geformt, breiig und dünnflüssig. Dazu kann der Kot schleimige und blutige Beimengungen aufweisen.
  • Erbrechen, tritt insbesondere auf, wenn der Magen oder der obere Dünndarm betroffen sind.
  • Appetitlosigkeit bzw. wechselnder Appetit, viele betroffene Hunde verlieren den Appetit, was zu Gewichtsverlust führen kann.
  • Gewichtsverlust, trotz normaler oder erhöhter Futteraufnahme kann es durch die Malabsorption zu Gewichtsverlust kommen.
  • Blähungen und Bauchgeräusche
  • Sodbrennen, ständiges schmatzen (licky fit)
  • Starke Krämpfe und Bauchschmerzen
  • Fressen von Kot und Gras
  • Nervosität, Ängstlichkeit, Unruhe
  • Lethargie, Hunde sind oft müde und antriebslos, wirken depressiv und zeigen Wesensveränderungen.

 

Diagnose

 

Die Diagnose der IBD ist komplex und erfordert in der Regel eine Kombination aus tiefgründiger Anamnese, klinischen Untersuchungen und diagnostischen Tests.

Es ist auch wichtig, zu unterscheiden, ob es sich um eine primäre oder sekundäre IBD handelt. Bei einer primären IBD geht es um eine eigenständige Erkrankung, die nicht direkt mit anderen Krankheiten zusammenhängt. Sekundäre IBD dagegen entwickelt sich als Folge von einer anderen, bereits vorhandenen Erkrankung.

Diese Unterscheidung ist dringend notwendig, weil sie für die genaue Diagnose und die Planung der passenden Therapie eine große Rolle spielt.

 

Zu den gängigen Diagnoseverfahren gehören:

 

  • Blutuntersuchungen: Diese können helfen, andere Ursachen auszuschließen und Anzeichen einer Entzündung oder Anämie zu erkennen (u. a. Vitamin B12, Folsäure usw)
  • Kotuntersuchung: Ausschluss von Endoparasiten, Pankreasschwäche,  bakteriellen Infektionen, Qualität der Darmflora, erhöhte Darmdurchlässigkeit, Hinweise auf Überwucherung mit pathogenen Keimen uvm.
  • Ultraschall: Ermöglicht die Visualisierung von Verdickungen und Vernarbungen der Magen- und Darmwände und anderer Anomalien.
  • Endoskopie und Biopsie: Die definitive Diagnose erfolgt häufig durch eine Biopsie der Darmwand, die über eine Endoskopie entnommen wird. Hierbei wird das entzündete Gewebe direkt untersucht, um die Art der Entzündung zu bestimmen.

 

Behandlung

 

Leider ist bis zum heutigen Stand eine IBD nicht heilbar. Die Behandlung muss langfristig angelegt sein und zielt darauf ab, die Symptome zu kontrollieren und vor allem die Lebensqualität des Hundes zu verbessern.

Da die genauen Ursachen der Erkrankung noch nicht vollständig bekannt sind, konzentriert sich die Behandlung oft auf die symptomatische Linderung und muss individuell auf jeden Hund abgestimmt werden.

In der Schulmedizin liegt der Fokus auf der Fütterung von hypoallergenem Futter und pflanzlichen Ballaststoffen, häufig kombiniert mit Immunsuppressiva wie Kortison, Antibiotika und Protonenpumpenhemmern (auch bekannt als Säureblocker).

In der ganzheitlichen Naturheilkunde gibt es verschiedene therapeutische Ansätze zur Behandlung chronischer Enteropathien. Ein zentraler Bestandteil und wichtiger Schritt ist eine strenge Eliminationsdiät, die darauf abzielt, potenzielle Futterallergene zu identifizieren und zu vermeiden. Hierbei wird besonders auf leicht verdauliche und fettarme Nahrung geachtet.

Parallel dazu sollte eine Darmsanierung durchgeführt werden, um das mikrobielle Gleichgewicht im Darm wiederherzustellen und zu stabilisieren. Ergänzend werden therapeutische Maßnahmen wie die Schleimhautherapie, der Einsatz pflanzlicher Ballaststoffe sowie Ansätze aus der Mykotherapie, Homöopathie und Enzymtherapie integriert. Diese ganzheitlichen Methoden zielen darauf ab, die Darmgesundheit zu fördern, das Immunsystem auf natürliche Weise zu stärken und entzündlichen Prozessen entgegenzuwirken.

 

Fazit

 

Für eine erfolgreiche Behandlung ist ganz klar Geduld gefragt. Die IBD stellt eine komplexe und sehr belastende Erkrankung dar, die sowohl den betroffenen Hund als auch seinen Besitzer vor große Herausforderungen stellt. Hunde haben oft einen langen Leidensweg hinter sich und benötigen daher besonders viel Verständnis, Empathie und liebevolle Unterstützung von ihren Besitzern. Bitte denke immer daran: Die seelische Gesundheit ist genauso wichtig wie die körperliche. Daher solltest du versuchen, den Alltag so stressfrei wie möglich zu gestalten.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich die Kosten und Mühen langfristig auszahlen werden. Das A und O ist, eine nahrhafte und diätetische Nahrungsgrundlage zu schaffen und dabei den Darm sowie das Immunsystem zu stärken. So schaffst du bereits ideale Voraussetzungen, um ein möglichst beschwerdefreies Leben für deinen Hund zu ermöglichen.

Zudem beeinflusst der gewählte therapeutische Ansatz – ob schulmedizinisch oder naturheilkundlich – den Verlauf der Krankheit. Das wichtigste Ziel ist immer, die Lebensqualität des betroffenen Hundes zu verbessern und ihm so viel Beschwerdefreiheit wie möglich zu bieten – ganz gleich, ob die Behandlung konventionell oder ganzheitlich erfolgt.